- Pavia
- Pavia,1) Hauptstadt der Provinz Pavia, in der Lombardei, Italien, 80 m über dem Meeresspiegel, am Tessin (Ticino) vor seiner Mündung in den Po, 75 600 Einwohner; Bischofssitz; Universität, pädagogische Hochschule, Priesterseminar, Museen, Bibliotheken; wichtiger Handelsplatz, Herstellung von Näh- und Landmaschinen, Haushaltsgeräten, Fernsehapparaten, Kleidern, Schuhen sowie Sperrholz; ferner chemische Werke (Chemiefasern) und Gießereien. Pavia ist durch einen Kanal mit Mailand verbunden.Der mittelalterliche Stadtkern links des Tessin mit seinem regelmäßigen Straßennetz und einigen charakteristischen Geschlechtertürmen (v. a. 12. Jahrhundert) ist gut erhalten; die gedeckte Brücke des 14. Jahrhunderts wurde 1944 zerstört und in veränderter Form wieder aufgebaut. Die auf eine langobardische Gründung zurückgehende Kirche San Michele, in der seit dem 9. Jahrhundert deutsche Könige und Kaiser gekrönt worden sind, wurde nach mehrfacher Zerstörung ab 1117 als romanischer Bau neu errichtet und 1155 geweiht. Aus der gleichen Epoche stammen die Kirchen San Pietro in Ciel d'Oro (1132 geweiht; im Chor das Grabmal des heiligen Augustinus, um 1362) und San Teodoro (um 1150). Der Dom, ein Hauptwerk der lombardischen Renaissance, wurde seit 1488 nach Plänen Bramantes gebaut (Fassade und Kuppel 19. Jahrhundert); der Stadtturm aus 11.-13. Jahrhundert stürzte 1989 ein. 1360-65 entstand das Kastell der Visconti mit seinem weiten Innenhof (jetzt Museum mit archäologischer Sammlung u. a.). Unter den Profanbauten sind der Broletto (ältestes lombardisches Rathaus, ursprünglich 11. Jahrhundert, Umbauten im 13. und 16. Jahrhundert), die klassizistischen Gebäude der Universität (1771-83), das Collegio Borromeo (1564 begonnen, mit Spätrenaissancefassade) und der barocke Palazzo Malaspina (heute Pinakothek) zu nennen.8 km nördlich von Pavia liegt das ehemalige Kartäuserkloster Certosa di Pavia (heute Zisterzienserabtei), von Giovanni Galeazzo Visconti als Grablege seiner Dynastie gegründet. Die im Kern gotische Kirche (1396-1473) hat eine Frührenaissancefassade (1491-1549) mit polychromer Marmorinkrustation (von G. A. Amadeo, 1491 ff.); im Innern u. a. Doppelgrab von Ludovico il Moro und seiner Frau Beatrice d'Este von C. Solari (1497-99); im kleinen Kreuzgang Terrakottareliefs (15. Jahrhundert).Pavia, das römische Ticinum, war als Papia eine der Residenzen Theoderichs des Großen, von 572 bis 774 Hauptstadt des Langobardenreiches, danach des karolingischen Unterkönigreichs Italien. 1359 wurde Pavia von den Visconti unterworfen und später dem Herzogtum Mailand einverleibt. - Die von Kaiser Karl IV. 1361 gegründete Universität ging aus einer Rechtsschule hervor und erlangte im 18. Jahrhundert Weltruhm durch die Pflege der Naturwissenschaften.In der Schlacht bei Pavia am 24. 2. 1525 erlitt König Franz I. von Frankreich eine vollständige Niederlage durch das spanisch-deutsche Heer Kaiser Karls V. unter G. von Frundsberg und wurde gefangen genommen.2) Provinz in der Lombardei, Italien, 2 965 km2, 496 400 Einwohner.
Universal-Lexikon. 2012.